10-Finger-Schreiben - wozu?

Wozu noch 10-Finger-Schreiben?
Um mit einem Computer  professionell  arbeiten zu können!
Aber heute hat doch fast ein Jeder ein Smartphone oder ein Tablet. Da wird doch alles mit einem Finger-Wisch erledigt.
Das ist richtig - solange damit keine längeren Texte oder Computer-Programme geschrieben werden sollen. Sobald richtig geschrieben werden muss, kommt man um einen Desktop-Computer mit richtiger Tastatur nicht herum. Zur Not geht auch ein Laptop.
In der Schule dürfen wir nichts mit dem Computer schreiben.
Das stimmt nur teilweise. In der Oberstufe musst Du z. B. Seminararbeiten mit dem Computer erstellen, die aus vielen Seiten bestehen. Wenn Du da mit Columbus-System (entdecke den Buchstaben) und Adler-Kreisen (stürze auf den Buchstaben) arbeiten musst, wirst Du bald frustiert sein. Abwechselnd sich über den Inhalt Gedanken machen und dann wieder ans Schreiben (sprich an die Tastatur) denken - da geht Deine Motivation recht schnell in den Keller.
Bis zur Oberstufe habe ich ja noch ein paar Jahre Zeit.
Das Zehn-Finger-Schreiben lernst Du mit ungefähr zehn bis zwölf Jahren am besten. Und wenn Du das einmal richtig kannst, dann wirst du freiwillig viel lieber mit der Computer-Tastatur schreiben als mit der Hand - weil das einmal viel schneller geht und auch noch besser aussieht und zu lesen ist.
Die anderen Lehrer erlauben keine Hausaufgaben mit dem Computer, weil sonst nur noch alles kopiert wird.
Das wird sich ändern. Der Computer ist das wichtigste Werkzeug des Informationszeitalters. Zwei Drittel aller Arbeitsplätze in Europa sind mit einem Computer ausgestattet, Tendenz steigend. Und die professionelle Handhabung dieses Werkzeugs sollte beizeiten gelernt werden.
Ich bin immer wieder überrascht, wenn Leute, die ein abgeschlossenes Hochschulstudium oder sogar einen Doktor-Titel haben, mit zwei Fingern auf der Tastatur herumpicken. Professionell ist das nicht!
Nebenbei, wer nur kopiert, lernt nicht richtig. In der nächsten Schulaufgabe oder mündlichen Abfrage hängt er dann.
Bei uns ändert sich nichts!
Da wäre ich mir nicht so sicher. Die Entwicklung geht schneller voran als manch einer glauben möchte und die Schulen müssen sich darauf einstellen.
Ein Beispiel: Welche(r) Unterstufen-Schüler(in) hatte vor drei Jahren ein Smartphone? Und heute? Da muss man fragen, wer hat noch keins. Die Schulen haben mit Verboten reagiert, aber das ist keine Lösung für die Zukunft.
Sondern dass Smartphones eines Tages im Unterricht benutzt werden dürfen?
Mit Einschränkungen und genauen Regeln: Ja! Angesichts des Speichervolumens und der bequemen Handhabung bieten sich Smartphones und Tablets, mit zusätzlichen Tastaturen, als Ersatz für papierene Schulbücher und Schreibhefte geradezu an. Die Schultaschen werden leichter.
Aber da bringt doch 10-Finger-Schreiben nicht viel.
Doch, wenn Du  professionell  schreiben kannst. Als professionell gilt eine Schreibgeschwindigkeit, bei der die Finger sich  automatisch  bewegen. Das heißt, es wird nicht auf die Tasten geschaut, es wird nicht auf die Finger geschaut. Somit wird nicht an Buchstaben gedacht, sondern nur noch an Wörter und Sätze.
Nach meinen Beobachtungen ist das bei Unterstufen-Schüler(inne)n ab etwa 180 cpm der Fall, das sind etwa 3 Zeichen pro Sekunde. Ältere Schüler(innen) und Erwachsene denken mit Sicherheit ab 240 cpm (4 Zeichen pro Sekunde) nicht mehr an einzelne Buchstaben.
In den USA geht man davon aus, dass mindestens 300 cpm wirklich professionell sind. Bei einer solch hohen Tippgeschwindigkeit kann man sich ausschließlich auf seine Arbeit konzentrieren.
Wozu braucht man eine solch hohe Tippgeschwindigkeit?
Stell Dir vor, Du sitzt als Student in einem Hörsaal und möchtest zumindest in Stichworten die Vorlesung auf dem Laptop mitschreiben. Oder Du willst Deine Abschlussarbeit oder Doktorarbeit verfassen. Oder Du musst für eine Firma einen längeren Bericht anfertigen.
Bei all diesen Arbeiten musst Du Dich auf Dein Thema konzentrieren, jede Unterbrechung wegen der Computer-Tastatur stört nur und kann unheimlich lästig werden. Um auf eine Tippgeschwindigkeit von mehr als 300 cpm zu kommen, kann es aber Jahre dauern! Fange also so bald wie möglich an.
Wieso „cpm” - sagt man in Deutschland nicht „Anschläge”?
(1) Zeichen pro Minute ist international üblich. Das Zählen von Anschlägen in Deutschland hängt mit einer Besonderheit der deutschen Sprache zusammen. Deutsch ist eine der ganz wenigen Sprachen, bei denen alle Substantive mit einem Großbuchstaben beginnen. Im Englischen trifft das nur auf Namen zu.
(2) Außerdem kann bei allen Textverarbeitungs-Programmen sofort nachgeschaut werden, wieviele Zeichen getippt worden sind und, zusammen mit der Zeitfunktion, ist schnell auszurechnen, wie schnell geschrieben wurde.
Wird die Anschlagszahl nur ungefähr benötigt, vergrößert man die Anzahl der Zeichen um 3 bis 6 %. Wird die Anschlagszahl genau benötigt, müssen alle Zeichen, bei denen die Shift-Taste verwendet wurde, hinzugezählt werden; das dauert auch bei mehreren Seiten höchstens Minuten.
Wieso „Keyboarding”? Das Keyboard ist doch ein Musikinstrument.
(1) In Deutschland denkt man bei „keyboard” an ein Musikinstrument. Aber in den englisch-sprachigen Ländern denkt man zuerst an eine Computer-Tastatur. Außerdem ist in den USA, England, Australien usw. „Keyboarding” ein Pflicht-Schulfach bereits in der Grundschule, in dem alle Kinder Computer-Grundkenntnisse und das 10-Finger-Schreiben erlernen.
(2) Erstmal soll dieser Keyboarding-Online-Kurs näher an internationalen Gepflogenheiten sein (deswegen auch „cpm”). Vor allem aber soll der Unterschied zur Schreibmaschine betont werden.
Ein Computer hat mit einer Schreibmaschine so viel zu tun wie ein Formel-1-Bolide mit einer Pferdekutsche. Was Computer und Schreibmaschine gemeinsam haben, ist die Anordnung der Buchstaben auf der Tastatur - sonst nichts.
O K

Spielen  oder  Lernen?

Mit Spielen lernst Du nicht viel
Wieso gibt es dann immer mehr Lernspiele für den Computer?
Spiele dienen der Entspannung, der Unterhaltung, dem Zeitvertreib. Beim Spielen muss man sich nicht anstrengen. Aber beim Lernen muss man sich anstrengen.
Ich habe schon mit Spielen Mathe und Englisch gelernt. Das hat sogar Spaß gemacht - ohne Anstrengung!
In der gleichen Zeit, die Du darauf verwendet hast, hättest Du mit Papier und Bleistift mehr und vor allem besser gelernt. Alles, was man sich mit angestrengtem Lernen und Üben selber beigebracht hat, bleibt länger erhalten. Und das dadurch entstandene Erfolgserlebnis wäre befriedigender gewesen als eine zeitlang Spaß.
Woher wollen Sie das wissen?
Was beim Lernen im Gehirn passiert, weiß man erst seit etwa 15 Jahren. Wenn ein Mensch etwas Neues lernt und sich dabei wirklich anstrengt und richtig bemüht, entstehen im Gehirn zwischen Nervenzellen, genannt Neuronen, neue Verbindungen, genannt Synapsen. Aber es entstehen nicht nur einzelne neue Synapsen, sondern viele Synapsen zwischen vielen Neuronen.
Je mehr beim Lernen sich angestrengt wird und je mehr Neuronen in verschiedenen Bereichen des Gehirns dabei verwendet werden, desto besser wird ein neuer Stoff behalten und gemerkt. Wichtig dabei ist, dass der neue Stoff wiederholt eingeübt wird. Je mehr Wiederholungen und je mehr Gehirnbereiche eingebunden werden, desto größer ist der Lernerfolg.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Nehmen wir zum Beispiel die englischen Vokabeln to go, to run, to walk, to wander. Wolltest Du diese Vokabeln nur einfach „pauken”, zusammen mit ein, zwei Dutzend weiteren, hättest Du enorme Schwierigkeiten, sie Dir zu merken. Zumal diese vier Vokabeln auch noch ähnliche Bedeutungen haben. Am schlimmsten dürfte es mit to walk und to wander sein. Das letztere Wort ist fast gleich wie das deutsche wandern, welches aber mit to walk zu übersetzen ist.
Besser merken kann man sich diese Vokabeln, wenn man sie mit dazu passenden Vorstellungen gedanklich verknüpft. Bei den Beispiel-Vokabeln stelle ich mir z. B. vor, wie ich irgendwo hingehe, dann renne ich eine Strecke, danach wandere ich an einem Fluss entlang und zum Schluss bummele ich in der Fußgängerzone einer Innenstadt herum. Das muss nicht alles unbedingt logisch und folgerichtig sein, sondern sollte sich nur möglichst lebendig vorgestellt werden, zusammen mit der zu lernenden Vokabel.
Nochmal: Ganz wichtig ist die Verknüpfung mit anderen Bereichen und - das ist sogar wörtlich zu nehmen - die Einbindung möglichst vieler Bereiche im Gehirn. Das dauert nur scheinbar länger, denn es ist effektiver. Übrigens ist das im Prinzip genau die Methode, wie Gedächtniskünstler arbeiten und bei Vorführungen mit ihrem enormen Gedächtnis die Zuschauer beeindrucken.
Genauso wichtig wie das Einbinden möglichst vieler Gehirnbereiche beim Lernen sind Wiederholungen. Daher folgender Tipp: Hast Du heute etwas Neues gelernt, z. B. im Unterricht am Vormittag, solltest Du unbedingt  am gleichen Tag  nachmittags oder abends diesen Stoff nochmal wiederholen. Das muss nicht immer in aller Ausführlichkeit sein, sondern versuche dabei die wesentlichen Kernpunkte herauszuarbeiten, beschäftige Dich damit, eventuell sogar schriftlich. Wiederhole dann nochmal am nächsten Tag, nach drei Tagen und nach einer Woche. Stress vor der nächsten Schulaufgabe gibt es dann nicht mehr!
Sie sagten vorhin, das weiß man erst seit 15 Jahren, aber Gedächtniskünstler hat es doch schon früher gegeben.
Richtig! Lerntipps gab es schon immer, neu ist nur die eben genannte Wiederholungsregel. Probiere sie mal aus - Du wirst staunen!
Aber wie Lernen im Gehirn abläuft und wie man das effektiver nutzen kann, das wurde erst bekannt, nachdem entdeckt wurde, dass sich Synapsen beim Lernen vergrößern und neu bilden und, wenn etwas lange nicht mehr gebraucht wird, Synapsen auch wieder zurückbilden. Das entdeckte man alles erstmals 1998 in den USA.
Synapsen können sich zurückbilden? Bedeutet das, es wird etwas vergessen?
Ja! Wenn lange Zeit etwas nicht wiederholt wurde, wird es vergessen. Synapsen bilden sich zurück. Das kann man leicht beobachten, sogar zweifach.
Wir leben heute in einer Zeit des Spezialistentums. Ein Spezialist wird in seinem Fachgebiet immer versierter, erfahrener und kompetenter - dafür in allem anderen immer unbeholfener und unwissender (um nicht zu sagen dümmer). Man kann heute (im Gegensatz zu früher) kaum noch etwas selber reparieren - für alles braucht man einen Spezialisten.
Wie Vergessen sich auswirkt, kann man auch gut bei alten Leuten, heute sagt man Senioren, beobachten. Wer altersbedingt aus seinem Beruf ausscheidet und sich nicht eine anspruchsvolle Beschäftigung sucht, dessen Synapsen bilden sich vermehrt zurück. Dieser altersmäßige geistige Abbau ist kaum zu verhindern. Man kann ihn nur hinauszögern. (Hier sind nicht Demenz oder andere Krankheiten gemeint.)
Woher weiß man das mit den Synapsen? Kann man die beobachten?
Ja, mit Magnetresonanztomografie, abgekürzt MRT. Da wird ein Mensch auf einer Liege in eine große Röhre geschoben, die von riesigen Magneten umgeben ist. Werden die Magnete eingeschaltet, entsteht eine Strahlung auf einer bestimmten UKW-Frequenz. Damit werden die Protonen der Wasserstoff-Atome im menschlichen Körper angeregt. (Ein Mensch besteht zu etwa 70 % aus Wasser.) Werden die Magnete wieder ausgeschaltet, geben die Protonen die aufgenommene Energie wieder frei. Die frei werdende Energie unterscheidet sich je nach Körpergewebe und gerade stattfindendem Stoffwechsel.
Man kann bis zur kleinsten Zelle hinab alles beobachten - nur die Knochen nicht, weil die kein Wasser enthalten. Man könnte sagen, man kann einer einzelnen Zelle beim Verdauen zuschauen.
Der große Vorteil ist, es entsteht keine gefährliche Strahlung. Es wird auch nicht gebohrt oder geschnitten oder sonst wie zerstört. Ein Patient spürt überhaupt nichts. Das einzig Unangenehme ist der Lärm, der beim fortwährenden Ein- und Ausschalten der Magnete entsteht - aber dafür gibt es Kopfhörer oder Ohrstöpsel.
Nochmal zu den Computerspielen: Wurden da auch Untersuchungen mit MRT durchgeführt?
Ja und auch mit Fernsehen, Filmen und allen möglichen anderen „neuen Medien”. Da wird ein spezielles Verfahren angewendet: die funktionelle Magnetresonanztomografie, abgekürzt fMRT. Die Ergebnisse, die dabei herauskamen, schmecken allerdings vielen Leuten nicht.
Warum?
Es kam heraus, dass bei der Beschäftigung mit den „neuen Medien” kaum oder gar keine neuen Synapsen gebildet wurden - weil die geistige Anstrengung, der starke Wille, eine Herausforderung zu meistern, fehlt. Mehr noch, überspitzt formuliert: Fernsehen macht blöd! Dabei ist schon länger bekannt, dass Schüler(innen) desto schlechtere Schulnoten haben, je mehr sie fernsehen.
Nur so  lernt  der Mensch erfolgreich: Durch  wiederholtes  und  angestrengtes  Üben werden neue Synapsen gebildet.
Alle andere Lernversuche führen  nicht  zu einem Lernerfolg, sondern sind nur Zeitverschwendung!
Was muss ich hier bei diesem Tipp-Lernprogramm beachten? Es muss ja nichts auswendig gelernt werden. Oder doch?
Hier soll eine Fertigkeit gelernt, oder richtiger gesagt, eingeübt werden. Da wäre jedes Auswendiglernen sogar kontraproduktiv.
Übe  täglich - das ist das Wichtigste. Bedecke Deine Hände - bis Du Dich daran gewöhnt hast  nicht  auf die Tastatur zu schauen. Übe etwa 20 Minuten lang, aber nicht länger als eine halbe Stunde. Versuche immer so schnell wie möglich zu tippen, aber begrenze Deine Tippfehler in den ersten Wochen auf fünf, dann auf drei.
Bei Problemen lese den Artikel „Klappt's nicht wirklich?” auf der Startseite. Ansonsten mache Dir nicht allzu viele Gedanken, sondern krempel Deine Ärmel hoch und leg los . . .
Wer mehr über's Lernen wissen will, dem seien die Bücher von Manfred Spitzer empfohlen, z. B.: Lernen (erschienen 2002 bei Spektrum, 3. Auflage 2007) oder Digitale Demenz (erschienen 2012 bei Droemer).
O K

Wie entsteht Motivation?

Your level of motivation to stick with something is determined by your level of desire to actually accomplish the goal. (Kommentar eines Lesers auf Amazon.com)
Was unterscheidet gute und schlechte Schüler?
Genau dieser Frage sind Wissenschaftler in den USA in den 1990er Jahren nachgegangen. Schüler und Studenten vom Kindergarten bis zur Universität wurden beobachtet und befragt und ihre Schulnoten verglichen. Die Forschungsergebnisse brachten einige Überraschungen hervor.
Zum Beispiel?
Die schlechten Schüler waren meistens sehr selbstbewusst, hielten sich für smart und clever und wussten, wie man Schwierigkeiten umgeht, z. B. anstrengendes Lernen. Sie konzentrierten sich darauf, gute Prüfungs-Ergebnisse zu erreichen - was dann aber früher oder später daneben ging.
Das glaube ich nicht! Wenn ich mich auf eine Prüfung richtig vorbereite, kann doch nichts schiefgehen.
Was heißt „richtig vorbereiten”? Wenn ich nur Fakten auswendig lerne, reicht das für Multiple-Choice-Fragen oder die Fahrschule - aber nicht für einen Abitur-Aufsatz zum Beispiel. Denn das Verständnis fehlt.
In Prüfungen wird doch nur noch Fakten-Wissen abgefragt.
Nicht immer - aber leider immer öfter! Schon seit langem findet eine Entwicklung statt, die den Lernfaulen entgegenkommt. Und leider führt das aber auch immer mehr zu Oberflächlichkeit in der Gesellschaft und daraus folgend zur so genannten „inneren Immigration”.
Wer mehr erreichen will und wer mehr aus seinem Leben machen will, der muss sich beim Lernen anstrengen. Das heißt, über irgendwelche Fakten hinaus, die sich morgen vielleicht völlig anders darstellen, muss er sich um ein besseres Verständnis bemühen.
Was machen die guten Schüler, müssen die sich alle bemühen und anstrengen?
Die „müssen” nicht, sondern die strengen sich freiwillig an.
Das glaube ich noch weniger!
In der eingangs zitierten Forschungsarbeit waren die weitaus meisten der guten Schüler neugierig. Sie waren wissbegierig. Sie wollten wissen, warum etwas so und nicht anders ist.
Was trieb diese Schüler dazu an?
Das Erfolgserlebnis, das sich einstellt, wenn ich auch etwas Schwieriges gelernt und vor allem kapiert habe.
Ein Beispiel aus der Computerei: Es heißt, dass beim Programmieren etwa 80 bis 90 % des Zeitbedarfs für die Fehlersuche drauf geht. Das hört sich doch nach Frust an, andauernd nur Fehler suchen. Oder?
Ist es aber nicht! Einen Fehler gefunden zu haben, eine Programm-Routine eleganter gemacht zu haben, ein Programm erstmals zum Laufen gebracht zu haben, das gibt eine unwahrscheinliche Befriedigung - durch nichts zu ersetzen.
Programmieren ist doch besonders schwierig, das kann man nicht verallgemeinern.
Schwierig? So denken die schlechten Schüler: „Ich bin so clever und smart, ich muss mich nicht anstrengen. Ich umgehe einfach die Schwierigkeiten.”
Gute Schüler sehen keine Schwierigkeiten, sondern Herausforderungen und packen an! Das ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen schlechten und guten Schülern. Nicht nur bei Schülern! Das gilt auch im Berufsleben.
Worunter unterscheiden sich sonst noch gute und schlechte Schüler?
Die größte Überraschung bei der Forschungsarbeit entstand, als die Ergebnisse zusammengefasst wurden. Fast alle schlechten Schüler hatten einen „fixed mindset”, fast alle guten Schüler hatten einen „growth mindset”.
Was heißt das?
Übersetzen wir zuerst das Wort mindset. Im Deutschen kommt dem am nächsten: Mentalität, Geisteshaltung, innere Einstellung, Ansicht, Einsicht oder Denkart. Nehmen wir Denkart.
Also bedeutet „fixed mindset” fixierte oder unbewegliche oder festgelegte Denkart, durchaus auch voreingenommene Denkart. Umgangssprachlich sagen wir im Deutschen, jemand ist  voreingenommen, wenn er sich allen sachlichen Argumenten verschließt.
Und „growth mindset” bedeutet wachsende oder entwicklungsfähige oder bewegliche oder unvoreingenommene Denkart, durchaus auch aufgeschlossene Denkart. Umgangssprachlich sagen wir im Deutschen, jemand ist  aufgeschlossen, wenn er neugierig ist und Interesse zeigt, auch bei ungewöhnlichen, fremdartigen oder entgegengesetzten Ansichten.
Also sind alle guten Schüler aufgeschlossen und alle schlechten Schüler voreingenommen? Ist das nicht zu einfach?
So plakativ das klingt, meistens hat es gestimmt. Das ergab diese wissenschaftliche Untersuchung. In Deutschland haben wir mit dem Ergebnis noch Schwierigkeiten (weil wir voreingenommen sind?). Das wird sich hoffentlich bald ändern.
Wie steht man dazu in anderen Ländern?
Aus Indien hat eine Dorf-Grundschul-Lehrerin berichtet, dass praktisch alle ihre Schüler einen „growth mindset” haben. Die Kinder sind wissbegierig und mit einem Eifer beim Lernen, als ob es um ihr Leben geht. Und es geht tatsächlich um ihr Leben. Diese Kinder wollen aus dem Elend heraus, in dem sie aufwachsen. Und sie haben ganz genau begriffen, dass Lernen ihre einzige Chance ist.
Das kann man nicht auf Deutschland übertragen.
Frag mal Deine Großeltern, wie das bei uns nach dem Zweiten Weltkrieg war. „Unser Kind soll es mal besser haben!” Frag mal Deine Großeltern, ob ihnen dieser Satz bekannt vorkommt, und lass Dir den Zusammenhang erklären.
Das war vor einem halben Jahrhundert. Heute ist doch bei uns alles viel besser und auch viel leichter.
Wir haben auch heute noch viele Arme in Deutschland. Sobald diese Menschen, besonders die Kinder, begreifen, dass sie vor allem durch eigene Anstrengung ihre Lage verändern können, dann haben sie das Motiv, um anzupacken und es zu schaffen.
Soll das heißen, alle anderen haben keinen Grund, sich beim Lernen anzustrengen?
Sei neugierig! Dann strengst Du Dich freiwillig an, um etwas zu lernen. Und vor allem setze Dir ein Lebensziel: Was kann ich mit meinem Leben anfangen, was muss ich dazu tun, was muss ich lernen?
Lebensziel finden? Wie geht das?
Das kann ein äußerer Umstand sein, der einen dazu treibt. Das kann aber auch irgendeine Beobachtung, ein Buch, ein Film, ein Schulthema oder sonst etwas sein, bei dem es plötzlich klick macht: Das will ich werden, das will ich machen!
Und wenn es nicht „klick macht”?
Dann bleibt nur das Arbeitsamt, die Berufsberatung, irgendwelche Fortbildungen und Tätigkeiten, die nicht gerade erfreulich sind. Es sei denn, man wird ganz schnell neugierig: Was gibt es für Chancen oder Alternativen? Was muss ich dafür tun?
Ein Super-Beispiel, wie Umstände und Lebensziele einen Menschen seinen Lebensweg gehen lassen, ist für mich Arnold Schwarzenegger.
Der aus den Terminator-Filmen?
Genau der! „Arnie” hat sich sogar dreimal, nacheinander, Ziele gesetzt - und erreicht!
Er wurde vier Mal Mr. Universum und sieben Mal Mr. Olympia und damit der erfolgreichste Bodybuilder aller Zeiten. Er war in den 1990er Jahren der bestbezahlteste Schauspieler in Hollywood. Und er war von 2003 bis 2011 Gouverneur von Kalifornien.
Sowas ist doch eine Ausnahme.
Sicherlich! Ich wollte hier keine Reklame machen für Bodybuilding oder für einen bestimmten Beruf. Ich wollte beispielhaft aufzeigen, dass man etwas erreichen kann mit großer Zielstrebigkeit.
Dazu noch ein Detail aus Arnies Leben: Er lebte bereits in Los Angeles und hatte immer noch erhebliche Schwierigkeiten, die englische Sprache zu erlernen. Er rotierte von einem College zum nächsten - er gab nicht auf! - bis er endlich einigermaßen ordentlich Englisch konnte und einen College-Abschluss machen konnte. (Seinen „Austria-Slang” hat er heute noch.)
Für Arnie waren das keine Schwierigkeiten, sondern eine Herausforderung.
Sehr gut!
Und was lernen wir daraus für's Tippenlernen?
Setze Dir das Ziel, so schnell wie möglich, so effizient wie möglich das Schreiben mit allen Fingern auf der Computer-Tastatur zu erlernen.
Warum?
Wir leben im Informations-Zeitalter. Das wichtigste Werkzeug ist der Computer. Ein Werkzeug muss man professionell bedienen, wenn man damit erfolgreich arbeiten will. Professionell arbeiten heißt, ich konzentriere mich auf meine Arbeit, nicht auf mein Werkzeug.
Die amerikanische Motivationsforscherin Carol Dweck hat die oben erwähnten Untersuchungen geleitet.
O K

 

Das Schulfach Keyboarding

Das Schulfach Keyboarding im Ausland
Mit „Keyboarding” wird auch ein Schulfach in der Grundschule (engl. Primary School) bezeichnet - nicht nur in den USA, sondern in allen englisch sprechenden Ländern! Ab dem ersten Schuljahr (genannt „kindergarten”, also mit den Fünfjährigen) wird mit dem Computer gelernt. Zum Beispiel wird in 4th Grade (entspricht altersmäßig unserer 4. Jahrgangsstufe) begonnen mit Tabellenkalkulation, Webseiten-Erstellung und Tastschreiben (Zehn-Finger-Schreiben).
Manchmal wird bereits in 3rd Grade begonnen mit der Zuordnung welche Finger auf welche Tasten gehören, da in diesem Alter die Feinmotorik genügend ausgebildet ist und die (Erwachsenen-)Tastatur einigermaßen gut bedient werden kann. Jedoch wird die Tippgeschwindigkeit nicht vor 5th Grade trainiert. Ende 5th Grade soll dann in einem 5-Minuten-Test eine Tippgeschwindigkeit von 125 cpm erreicht werden um die Note A (sehr gut) zu erhalten, bei maximal 3 Tippfehlern.
Das Grundschulfach Keyboarding bildet nicht nur das Fundament für die Informatik-Fächer (Computer Lab, Business Class) in den weiterführenden Schulen, sondern ermöglicht auch die zunehmende und effektive Einbindung des Computers in  alle  Schulfächer.
Nach der Grundschule wird die Tippgeschwindigkeit weiter gesteigert: Ende 8th Grade (letztes Jahr der Middle School oder Junior High School) soll eine Tippgeschwindigkeit von 175 cpm erreicht werden, Ende 12th Grade (Abschluss Highschool) sollen 250 cpm überschritten werden. Studieren ohne Keyboarding zu können ist praktisch nicht mehr möglich. Bei Berufstätigen werden > 300 cpm als professionell angesehen und erwartet.
In einer Studie 1998 für die Staatsbibliothek von Kalifornien wurden die Vorteile des Computers in der Schule und des Technologie-Unterrichts vom ersten Schuljahr (kindergarten) bis 12th Grade zusammengestellt: Learning-Related Outcomes of Computer Technology in K-12 Education. Eines der zitierten Ergebnisse ist die Steigerung der Schreib- und Lesekompetenz um 30 % in standardisierten Tests.
Umfangreiches Material zu Keyboarding wurde ins Internet gestellt, z. B. vom Bildungsministerium des US-Bundesstaates Utah (Utah State Office of Education).
O K

Wissenschaftliche Arbeiten

Keyboarding als Forschungsobjekt
Aus einer Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten hier einige Beispiele:
Eine Langzeitstudie (1993 - 2003) dokumentiert die Entwicklung des Keyboarding-Unterrichts im Elementarschulbereich im US-Bundesstaat Wisconsin.
In einer Diplom-Arbeit (master degree paper/thesis) stellt die Verfasserin u. a. fest, dass Keyboarding leichter und weniger anstrengend ist als mit der Hand zu schreiben. Daher schreiben Schüler - sobald ein angemessenes Tempo mit der Computer-Tastatur erreicht wird - Berichte, Aufsätze usw. mit dem Computer viel lieber und ausführlicher bei verbessertem Umgang mit der Muttersprache: Susan Gemmel, 2003, A Study of Keyboarding Instruction and the Acquisition of Word Processing Skills.
In dieser Diplom-Arbeit versucht die Verfasserin eine Übersicht in die Vielfalt der Ansichten zum Keyboarding-Unterricht zu bringen und leitet daraus ihre Empfehlungen ab: Shannon Fleming, 2002, When and How Should Keyboarding be Taught in Elementary School.
Eine weitere grundsätzliche Diplom-Arbeit - Deborah K. Ryker, 1999, Need for Computer Keyboarding Skills as Viewed by Engineering Professonals - ist heute leider nur noch als Kurzfassung zu finden, und zwar in Kelly S. Wilkinson, A Career Odyssey.
In der Harvard-Dissertation von Bart Pisha, 1993, wurde Keyboarding als Unterrichtsziel definiert: Durch automatisierte Fingerbewegungen mit der Computer-Tastatur schneller schreiben als mit der Hand; denn das kognitive Potential kann effizienter verwendet werden als für die Aufmerksamkeit auf das mechanische Tippen.
In einer globalisierten Welt ist sicherlich auch interessant diese Zusammenstellung von Anregungen für Business Teachers für den Unterricht an Highschools: Dianna Briggs, 2001, Best Practices in Business Instruction.
Auf der ERIC-Datenbank des US-Bildungsministeriums können derzeit rund 700 Artikel, die mehr oder weniger Keyboarding zum Inhalt haben, in Übersichten angesehen, manchmal auch als vollständige pdf-Dateien heruntergeladen werden.
Der Begriff „think-keying” (gedankenschnelles Tippen) wurde vermutlich erstmals in einem Bericht verwendet, der im Australian Journal of Educational Technology 1990, 6(1), 66-73 veröffentlicht wurde.
O K

Das Erbe der Schreibmaschine

Die folgenden Artikel bilden keine Geschichte der Schreibmaschine ab. Sondern es sollen nur einige wenige Entwicklungen aufgezeigt werden, die sich auf die Computer-Tastatur von heute auswirken.
Woher dieses Buchstaben-Chaos?
Das entstand im 19. Jahrhundert zu einer Zeit, als noch kein Mensch an eine Schreibmaschine dachte, schon gar nicht als ein Büro-Gerät. (Die wenigen Versuche, Schreibgeräte für Blinde zu bauen, sollen hier übergangen werden.)
In den 1830er Jahren erfand Samuel Morse den nach ihm benannten Telegrafen und das Morse-Alphabet. Die neuen Telegrafen-Gesellschaften benötigten Typenschreiber, bei denen jeder Buchstabe durch eine bewegliche Type einzeln und sofort aufs Papier gebracht werden konnte.
Bei herkömmlichen Druckmaschinen werden erst alle Buchstaben einer Seite in einem Rahmen fixiert und dann auf einmal gedruckt. Diese Technik war ungeeignet für die Telegrafie.
Dutzende von Erfindern, beiderseits des Atlantiks, versuchten sich darin, einen Typenschreiber zu entwickeln. Das war mühsam und zog sich über Jahrzehnte hin. Aber es brachte auch viele technische Neuerungen hervor.
Bedient wurden die Typenschreiber über eine Klaviatur, bei denen die Buchstaben anfangs in einer Reihe, später in bis zu vier (kürzeren) Reihen angeordnet wurden. Diese Anordnung wurde immer wieder verändert, manchmal auf Wunsch eines Kunden.
Weil im 19. Jahrhundert der elektrische Strom noch recht unzuverlässig war, gab es beim Telegrafieren immer wieder Übertragungsfehler. Fehlende oder falsche Buchstaben wollte man mit einer geänderten Anordnung besser erkennen können.
Aber meistens sollte wohl eine bestimmte Anordnung der Buchstaben verhindern, dass ein Kunde zur Konkurrenz abwanderte, wenn vom Konkurrenten ein besseres Modell auf den Markt kam. (Wer lernt schon gerne andauernd etwas Neues?! Diese Art der Kundenbindung ist auch heute ein übliches Geschäftsprinzip.)
Die häufig kolportierte Geschichte, die Anordnung der Buchstaben sei verändert worden, um sich verklemmende Hebel bei einigen Buchstabenfolgen zu vermeiden, ist schlichtweg falsch. Dieses mechanische Problem hatte man damals ziemlich schnell im Griff gehabt. Ebenso falsch sind mindestens ein weiteres halbes Dutzend Erklärungen für die willkürliche Anordnung der Buchstaben.

Die Mutter aller Schreibmaschinen
Das ist die berühmte „Remington Model 2” aus dem Jahr 1878. Mit ihr begann der Siegeszug der Schreibmaschine und damit eine neue Zeit: Über 100 Jahre lang war die Schreibmaschine (neben dem Telefon) das wichtigste Bürogerät.
Die Idee von einer Schreibmaschine fürs Büro hatten die Kaufleute der Fa. Remington. Diese bedeutende Waffenfabrik suchte nach dem Ende des US-amerikanischen Bürgerkriegs (1861 - 1865) zivile Geräte, die sich für eine industrielle Massenproduktion eigneten. (Produziert wurden bereits Geräte für die Landwirtschaft und eine Nähmaschine mit Fußpedal.)
Ab 1873 produzierte Remington (im Auftrag der Erfinder) den Typenschreiber „Sholes & Glidden”, später manchmal auch als „Remington 1” bezeichnet. Der Drucker und Erfinder Christopher Latham Sholes hatte im Jahr 1867 sich den weltweit ersten einigermaßen praxistauglichen Typenschreiber patentieren lassen.
Allerdings waren danach noch weiterhin jahrelang technische Verbesserungen erforderlich. Den Technikern von Remington gelang die entscheidende Perfektion zur ersten allgemein verwendbaren Schreibmaschine 1878: die Remington Model 2.
Ein weiterer und wohl entscheidender Umstand für den einsetzenden Erfolg der Remington-Schreibmaschinen waren drei Kaufleute, die zuerst den Vertrieb und später auch die Produktionsrechte übernahmen. Auf jeder Verkaufsausstellung weltweit z. B. ließen sie einen im damals neuen 10-Finger-Tastschreiben geschulten Angestellten vorführen, wie schnell auf einer Remington geschrieben werden konnte.
Vielleicht war es vor allem dieser Verkaufstrick, der Remington für Jahrzehnte zum größten Schreibmaschinen-Hersteller machte. Und jeder andere Hersteller musste letztlich die Buchstaben-Anordnung, also das Tastatur-Layout, von Remington übernehmen, wenn er überleben wollte.
Allein in Deutschland wurden vor dem Ersten Weltkrieg mehr Schreibmaschinen der Fa. Remington verkauft, als von allen deutschen Herstellern zusammen.
Computer-Tastatur mit US-Layout: Gelb sind die Unterschiede zum deutschen Tastatur-Layout. (Umschalten bei MS-Windows mit dem Tastenbefehl Alt+Shift.)
Alle Länder, in denen mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird, haben die QWERTY-Tastatur der „Remington Model 2” übernommen. Lediglich einzelne Zeichen wurden verändert. In Deutschland wurden u. a. die Buchstaben Y und Z vertauscht, weswegen bei uns manchmal von einer QWERTZ-Tastatur gesprochen wird.

Vom Tippen zum Tastschreiben
Tippen mit zwei bis vier Fingern heißt, beim Schreiben auf die Tasten zu schauen. Wird beim Schreiben nicht auf die Tasten geschaut, müssen die Tasten ertastet werden. Letzteres ist natürlich ungewohnt und mühsam.
Wird jedoch mit einer entsprechenden Zielstrebigkeit geübt, kann mit allen zehn Fingern, also beim so genannten Tastschreiben, auf der Schreibmaschine eine Geschwindigkeit erreicht werden, die mindestens doppelt so schnell ist wie eine „Schönschrift” mit der Hand, die nur ungefähr 100 Zeichen pro Minute beträgt.
Bereits 1882 hatte eine Mrs. L. V. Longley, die in Cincinnati ein Lehrinstitut für Kurzschrift und Tastschreiben betrieb, das Tastschreiben propagiert - allerdings ohne besonderen Erfolg. In den USA der 1880er Jahren hielt sich hartnäckig die vorherrschende Meinung, dass es nichts Schnelleres gebe, als mit zwei oder vier Fingern zu tippen. In Deutschland galt das sogar bis ungefähr zur Jahrhundertwende.
Im Jahr 1888 fand ein legendärer Schnellschreib-Wettbewerb statt. Dabei gewann ein gewisser Frank E. McGurrin aus Salt Lake City, weil er mit allen zehn Fingern schrieb - im Gegensatz zu seinem Konkurrenten. McGurrin hatte sich das Schreiben mit allen Fingern selber beigebracht und jahrelang trainiert. Sein überzeugender Sieg läutete den weltweiten, wenn auch langsamen, Siegeszug des Tastschreibens ein.

Vom Tastschreiben zur Fingertechnik
Ungefähr ab der Wende zum 20. Jahrhundert begannen sich die Pädagogen, beiderseits des Atlantiks, für das Schreiben mit der Schreibmaschine genauer zu interessieren. Es wurden Untersuchungen durchgeführt, wer wann wie am besten lernt, damit so effektiv wie möglich mit der Schreibmaschine geschrieben werden kann.
Daraus entwickelten sich langsam verschiedene Lehrmethoden für die berufliche Bildung von Erwachsenen und Schülern der verschiedenen Handels- und Wirtschaftsschulen (Europa) bzw. Highschools (USA).
In Deutschland ist vor allem die Methode von Martin Menzel bekannt. Menzel war vor dem 2. Weltkrieg in Berlin städtischer Lehrer für Maschinenschreiben. Außerdem hat er an zwei Hochschulen, die später in der Berliner Humboldt-Universität aufgingen, unterrichtet.
In den 1920er Jahren hat Menzel eine Methode entwickelt, die jeden Schreibmaschinen-Anfänger als Erstes die schwachen Fingermuskeln, insbesondere die von kleinen und Ringfingern, trainieren lässt. Das ist das berühmt-berüchtigte „fff jjj fjfjf . . .” usw.
Diese Fingertechnik war im Zeitalter der mechanischen Schreibmaschine berechtigt und notwendig, aber bei der elektrischen Schreibmaschine nur noch von untergeordneter Bedeutung. Heute ist die Beweglichkeit der Finger gefordert. Denn mit der Computer-Tastatur werden deutlich höhere Tippgeschwindigkeiten erzielt als mit der Schreibmaschine.
Martin Menzel gab 1931 ein Lehrbuch heraus, die Neubearbeitung 1957 (zusammen mit Georg Bast) wurde ein Standardwerk. Menzel starb 1957 im Alter von 83 Jahren. Vier weitere Auflagen wurden von Nachfolgern bearbeitet.

Von der Schreibmaschine zum Tablet-Computer in der Grundschule
Während der beiden Schuljahre 1929/30 und 1930/31 entstand in den USA die (vermutlich) größte Schreibmaschinen-Studie mit fast 15 000 Grundschulkindern und über 400 Lehrern.
Das Experiment war so erfolgreich, dass der Schreibmaschinen-Unterricht bereits in der Grundschule in allen US-Bundesstaaten eingeführt werden sollte - es scheiterte, weil kein Geld da war. In den 1930er Jahren herrschte die „Great Depression”, bei uns als Weltwirtschaftskrise bekannt.
Interessant ist diese umfangreiche Untersuchung nicht nur wegen ihrer vielen neuen Erkenntnisse, sondern vor allem, weil hier pädagogisch eine neue Richtung etabliert werden sollte - genau wie heute, rund 80 Jahre später, im Zeitalter von Computer und Smartphone.
Jede(r) Grundschullehrer(in) kämpft mit der noch nicht fertig ausgebildeten Feinmotorik und Koordination der Finger bei den Erstklässlern. Mit der zuvor genannten großen Studie sollte vor allem bewiesen werden, dass Grundschulkindern die Qual des Erlernens der kursiven Handschrift in den ersten Schuljahren erspart werden könnte, z. B. wäre das in der 3. oder 4. Klasse viel leichter.
Die Alternative wäre gewesen, die für kleine Kinder doch recht komplizierte und anstrengende Technik einer mechanischen Schreibmaschine beizubringen.
Ob unter dem Strich das Schreibmaschinen-Schreiben oder die kursive Handschrift die bessere Methode für ABC-Schützen ist, wurde in der Studie nicht untersucht. Sondern es wurde ausführlich der Schreibmaschinen-Unterricht in allen Grundschulklassen beschrieben und beurteilt.
Geschichte wiederholt sich, wenn auch auf einer neuen Ebene! Bereits in den 1990er Jahren wurde in Kalifornien in der Grundschule der Computer eingeführt. Inzwischen wird nicht nur in den USA, sondern auch in Europa der Computer immer mehr propagiert. Unter dem Schlagwort „Medienkompetenz” sollen Laptop und Tablet die wichtigsten Lernutensilien für  alle  Schüler werden.
Die Wirtschaft, insbesonders die IT-Branche, freut das. Allerdings stören da die neuesten Forschungsergebnisse, die die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) hervor gebracht hat. Näheres kann z. B. in einem Online-Artikel der New York Times vom 2. Juni 2014 nachgelesen werden. Der Artikel ist mit mehreren Forschern verlinkt, die, teilweise durch ihre Arbeit mit Legasthenie-Kindern, Erkenntnisse gewonnen haben, die unser aller Lernen revolutionieren dürfte.
Könnte vielleicht die Zukunft so aussehen, dass alle Schulanfänger wieder als erstes die kursive Handschrift in der Grundschule lernen müssen - aber mit einem Tablet-Computer?

Quellen
Michael Adler, Antique Typewriters, From Creed to QWERTY (Schiffer Publishing Ltd. - Atglen PA/USA 1997) Margery W. Davies, Woman's Place Is at the Typewriter (Temple University Press - Philadelphia 1982), Revision of thesis (Ph.D.) - Brandeis University Ralph Haefner, The Typewriter in the Primary and Intermediate Grades (The Macmillan Company - New York 1932) Herkimer County Historical Society, The Story of the Typewriter (Herkimer - New York 1923) Maria Konnikova, What's Lost as Handwriting Fades (New York Times, June 2, 2014) Martin Menzel und Georg Bast, Methodik des Unterrichts im Maschinenschreiben (Heckners Verlag - Wolfenbüttel 19612) Martin Menzel, Georg Bast und Manfred Leubner, Methodik des Unterrichts im Maschinenschreiben/Textverarbeitung (Heckners Verlag - Wolfenbüttel 19945) Richard Polt: The Classic Typewriter Page, umfangreiche Web-Seiten eines Philosophie-Professors (Xavier University, Cincinnati, Ohio) rund um sein Hobby mit vielen Links (nicht nur USA). Ben E. Wood and Frank N. Freeman, An Experimental Study of the Educational Influences of the Typewriter in the Elementary School Classroom (The Macmillan Company - New York 1932)
O K

„Keyboarding ist die Grundfertigkeit,
die für eine
effektive Computer-Benutzung
notwendig ist.”

“Keyboarding is the foundation skill required for effective
computer usage.” (Pennsylvania College of Technology)